Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Ähnlich wie bei vielen anderen Fotografen hat mich die Welle an Absagen  von Aufträgen Anfang März unaufhaltsam überrollt, da ich auch Musiker bin war die Situation doppelt aufrüttelnd. In kürzester Zeit war mein Berufsleben im Shutdown-Modus.

Relativ bald war mir aber klar, dass diese besondere Zeit nach einer künstlerischen Antwort  verlangt, dass man nun einfach das Richtige tun muss damit man nicht in Lethargie verfällt.

2018 habe ich in der Wüste Gobi eine Geisterstadt fotografiert.  In kürzester Zeit waren diese Bilder, die ich aus China gut kannte, überall in Wien zu sehen - das war ein magischer Kreis der sich da schloss. Leere Einkaufszentren, kapitalistische Werbesymbole die nun viel dominanter aus dem Stadtbild  hervortreten, einsame überdimensionale Abbilder von Menschen starrten mich an, die der Stadt in dieser besonderen Zeit ansonsten nun den Rücken kehrten. Plötzlich landeten die Vögel wieder vor mir am Boden, Mäuse und Ratten sowie anderes Kleintier kam wieder vermehrt aus den Verstecken hervor und es war unglaublich still. Stadtwandern war ausnahmslos befreiend, meine Sinne waren geschärft und der Geist wurde jeden Tag aufmerksamer. Der Stress, den die ansonsten verdichtete Stadt in mir auslöst, fiel von mir ab.

Am letzten Tag war ich am Flughafen. Alle Parkplätze leer, die Abflughalle  glänzte wie ein Spiegelkabinett, ein paar einsame Securities und ich lauschten dem immerwiederkehrenden Tonband, dass das Einhalten der nötigen Abstandsregeln einforderte. Hier überhöhte sich der Alltag ins Kinoformat und meine ganz persönlichen 10000m2 stimmten mich glücklich.

Markus Sepperer, Wien 2020

Similiar to many other photographers, I was hit by the wave of cancellations in early march and since I’m a musician as well, the situation hit me two times as hard. My professional life went into shutdown mode in no time. But it relatively quickly became clear to me that what this unprecedented time needs is an artistic answer, that it’s necessary to do the right thing to not succumb to lethargy.

In 2018, I photographed a ghost town in the Gobi desert. After a short time, these images I knew so well from China were visible everywhere in Vienna – magically, everything came full circle. Empty shopping malls, capitalist advertisements portruding all the more dominantly from the city scape, giant lonely images staring at me. Birds were landing on the ground again, mice and rats and other small animals came out of their hiding places and everything was incredibly quiet.

Wandering the city was, without exception, liberating, my senses were sharpendes and my mind grew more attentive with every day. I could leave the stress usually instilled in me by the city behind.

On the last day I was at the airport. All parking spaces empty, the departure hall glistened like a mirror cabinet, some security staff and I listened tot he eternally repeating tape recording demanding the adherence to distancing rules. My daily life was projected into a silver screen format and I felt happy in my own personal 10000m2.

Markus Sepperer

Web: markussepperer.com