Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Es ist ein sehr seltsames Gefühl, allein in einer Stadt spazieren zu gehen. Dies gilt umso mehr, wenn die Einsamkeit nicht selbstgewählt ist, sondern die Umstände einen dazu zwingen. Noch merkwürdiger fühlt es sich an, wenn es die Heimatstadt ist, durch die man geht. Die Stadt, in der man geboren wurde und aufgewachsen ist; die Stadt, in der man sich zum ersten Mal (oder häufiger) verliebt hat; die Stadt, in der man seine Nachmittage und Abende gemeinsam mit Freunden verbracht hat; die Stadt, die einem in schwierigen Zeiten immer einen Rückzugsort und auch einen Platz zum Weinen bot.

Am 11. März 2020 kehrte ich aus Zagreb zurück. Zu diesem Zeitpunkt zählte Kroatien zur „Kategorie C“. Es war in Ordnung, zu reisen und nach der Heimkehr unmittelbar wieder zur Arbeit zu gehen. Zwei Tage später, am 13. März 2020, gab der Präsident für Zypern den Lockdown bekannt. Kroatien wurde als Land der „Kategorie B“ eingestuft, was bedeutete, dass ich 14 Tage lang in Quarantäne bleiben musste und niemanden treffen durfte. Schließlich verbrachte ich die Monate März und April in meinem Haus, teilte meinen Bildschirm mit Familie und Freunden, während ich mich bemühte, bei Verstand zu bleiben.

Im Mai begann ich, durch meine Heimatstadt Nikosia zu gehen. Ich verbrachte meine Nachmittage damit, dem Sonnenuntergang hinterherzujagen, oder ich amüsierte mich darüber, wie seltsam es ist, mehr oder weniger allein in einer Stadt unterwegs zu sein. Meine Kamera war in den letzten 15 Jahren ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich trage sie nicht immer bei mir, aber wenn ich sie mitnehme, habe ich das Bedürfnis, alles festzuhalten, was um mich herum geschieht. Ich beschloss, mich auf den Weg von meinem Viertel zum Stadtzentrum zu machen und zurück, um auf dieser Strecke die Leere einzufangen, die der Lockdown mit sich brachte. Am 21. Mai 2020 wurde der Lockdown in Nikosia und Zypern wieder aufgehoben.

Heute ist der 7. Juli 2020, und noch immer dürfen wir die Checkpoints in Nikosia nicht passieren, um das Leben in der ganzen Stadt zu genießen.

It is quite strange to walk in a city alone. Especially when it’s not your choice, but because you are forced to do it. It's even more strange when the city you are walking in, is your city. The city you were born and raised, the city where you fell in love for the first time (or several other times), the city where you shared your afternoons and nights together with friends, the city that whenever there was a difficult time it offered you a place to hide or cry. I came back from Zagreb on the 11th of March 2020. By then Croatia was category C, which meant it was okay for me to travel, and then go back to work. Two days later, on the 13th of March 2020, the President announced that Cyprus is in lockdown. Croatia then was listed as a category B country, which meant that for 14 days I had to stay at home and not meet anyone. I ended up spending March and April in my house, sharing screens with family and friends, trying to stay sane.

In May I started walking around my city, Nicosia. I spent all my afternoons chasing the sunset, but also enjoying myself while thinking how strange it is to be in a city (almost) all alone. My camera has been a part of my life for the last 15 years. I don't carry it always with me, but when I do it means that I really feel the need to capture what is happening around me. So, I decided to walk from my neighbourhood, to the city centre and back to capture all that emptiness that the lockdown had caused. On the 21st of May, Nicosia and Cyprus were no longer in lockdown.

Today is July 7th 2020 and still in Nicosia we cannot cross the check-points to enjoy the whole city.

Christiana Xenofontos, 07.07.2020

Christiana Xenofontos

Web: @mementotravel