Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Seit mehr als zehn Jahren bin ich Fotograf, lebe in Dublin/Irland und bin weltweit als Veranstaltungs- und Eventfotograf unterwegs. Ich hatte die Nachrichten über Covid schon eine Weile verfolgt und erinnere mich an den Tag, an dem ich einen Anruf von meinem Hauptkunden in Dublin erhielt, der mir mitteilte, dass all seine Konferenzen wegen Covid verschoben wurden. Erst eine Woche später gab es in Irland den ersten Lockdown; zu diesem Zeitpunkt war der Dominoeffekt bereits in vollem Gange und mein Auftragsbuch leer.

Wir haben einen wunderbaren Sohn namens Arthur, der zu Beginn des Lockdowns acht Monate alt war. Ich hatte das Glück, ihn in den letzten elf Monaten wachsen zu sehen – Zeit, die ich nie mit ihm gehabt hätte, hätten wir in einer ‚normalen‘ Welt gelebt, in der die Geschäfte gut liefen. Ich habe diese Zeit als verlängerten Vaterschaftsurlaub betrachtet, der mich durch ein paar dunkle Tage getragen hat, an denen ich mich gefragt habe, ob ich jemals wieder arbeiten werde – doch das wäre ein ‚Kaninchenbau‘ gewesen, in den ich nicht hätte hinuntersteigen wollen.

Die Möglichkeit zu haben, zum Spaß zu fotografieren, anstatt zu arbeiten, war großartig. Ich beschloss auch, mir eine Drohne zuzulegen und den Führerschein zu machen, was ich schon seit einigen Jahren vorhatte, aber keine Zeit dafür fand. Schon lange hatte ich zahlreiche Motive im Kopf, da ich auch Golf-Fotograf bin. Nun hat mir die Drohne ein paar weitere Türen für meine Arbeit geöffnet, und es ist mir während des Lockdowns gelungen, mich in Eigenregie im Bereich Videobearbeitung fortzubilden.

Dublin wurde über Nacht zu etwas, das ich bis dahin nicht kannte. Wir wohnen neben dem größten Einkaufszentrum Irlands und nicht weit von der M50, der verkehrsreichsten Autobahn Irlands und Ringstraße in Dublin, entfernt. Auf einer meiner Fotografien sehen Sie die leere M50 während der Hauptverkehrszeit, wenn sie normalerweise in beiden Richtungen dicht befahren ist. Das Leben wurde sehr ruhig, die Straßen und das Einkaufszentrum waren leer; wir lernten unsere unmittelbare Umgebung gut kennen, als wir eine Ausgangssperre auferlegt bekamen, während der wir uns mit unserem kleinen Baby nur noch in einem 5-km-Radius um unseren Wohnort bewegen durften.

Als im September der nächste Lockdown angekündigt wurde, beschlossen wir, nach Roscommon zu ziehen, zwei Autostunden von Dublin entfernt. Dort befindet sich das Ferienhaus meiner Schwiegereltern; an einem See auf dem Land gelegen ist es eine deutlich bessere Wahl als eine Wohnung in Dublin, in einer Stadt, in der man nichts mehr unternehmen konnte. Meine Schwiegereltern, Ann und Art, schlossen sich uns an, so dass ihr Haus für die nächsten drei Monate zu unserer ‚Höhle‘ wurde. Wir hatten eine Entscheidung getroffen, die das Beste für unsere Familie war. So konnten wir zusehen, wie sich unser kleiner Junge sprunghaft entwickelte. Außerdem konnte er Zeit mit seinen Großeltern verbringen, die er sonst niemals gehabt hätte.

Das Wald-Motiv habe ich mit meiner Drohne aufgenommen, etwa zehn Geh-Minuten vom Haus entfernt. Inzwischen war es Herbst geworden, und das Laub der Bäume begann sich zu verfärben. Ein paar Nachforschungen auf Google Maps später war ich fündig geworden und begeistert von dem Bild, das es sogar auf die Titelseite der Irish Times schaffte – ein schöner Nebeneffekt.

Ich hatte gehofft, wieder einmal ein Foto von einer der kultigen Bars mit Gästen in Dublin machen zu können, um meine Sammlung zu vervollständigen. Doch ich weiß wirklich nicht, wann das möglich sein wird. Wir sind vor Weihnachten nach Dublin zurückgekommen, haben in der ersten Januarwoche vor unserer Haustür die höchste Infektionsrate der Welt erlebt und sind nun wieder im Lockdown.

Zum Glück gibt es Licht am Ende des Tunnels und der Impfstoff wird nun eingeführt. Die Realität ist, dass wir in den nächsten Wochen erneut Eltern werden und unser zweites Baby in den ersten Monaten keinen seiner Großeltern persönlich kennenlernen kann. Wir haben ein Weihnachten im Familienkreis verpasst, aber die Worte meiner Mutter sind mir im Gedächtnis geblieben: ‚Warum bleiben wir dieses Jahr nicht einfach zu Hause? Ich würde es vorziehen, nächstes Weihnachten alle zu sehen!‘

'I've been a photographer for over 10 years and home is Dublin, Ireland, but I travel worldwide as a conference and event photographer. I had been following the news on Covid for a while and remember the day I got a call from my main client in Dublin to say all of their conferences were being postponed because of Covid. It wasn't until a week later that Ireland went into its first lockdown and by that stage the domino effect of work was in full swing with my calendar emptied.

We have a gorgeous son called Arthur who was 8 months old at the start of lock down and I've been fortunate to watch him grow the last 11 months, time I would never have had with him if we were living in a 'normal' world as business was great. I've treated this time as extended paternity leave which has got me through a few dark days when I have asked myself if I'll ever work again, it's a rabbit hole which is not worth going down.

Having the opportunity to take photos for fun instead of work was great. I also decided to get myself a drone and get my license which I'd been meaning to do for a number of years but hadn't had the time. I've had a lot of images in my head for a long time as I'm also a golf photographer, the drone has now opened up a few more doors for work and I managed to teach myself video editing as well during lockdown.

Dublin became something I didn't recognise overnight. We live beside the biggest shopping centre in Ireland and not far from the M50 which is the busiest motorway in Ireland and the ring road for Dublin city. You'll see one of my images of an empty M50, this was taken at rush hour and is normally solid traffic in both directions. Life became very quiet, the roads were empty, the shopping centre was empty and we got to know our immediate area well as we entered a 5km travel limit with a small baby.

When the lockdown came in September again we decided to move to Roscommon which is a 2-hour-drive from Dublin. It was to my parents in laws holiday home which sits beside a lake in the countryside, a much better option than an apartment in Dublin in a city where you couldn't do anything anymore. My parents in law, Ann & Art, joined us and this became our bubble for the next 3 months. We made a call which was the best for our family and watched our little boy come on leaps and bounds plus he got to spend time with his grandparents that he simply wouldn't have had.

I took the image of the forest with the drone and it was a 10-minute-walk from the house. Autumn had arrived and the trees were starting to change colour, after a bit of investigation on google maps I found what I was after and was thrilled with how the image came out, it made the front page of The Irish Times as well which was a bonus.

I had hoped to have a picture of one of the iconic bars in Dublin with patrons once again to finish my collection but I really don't know when that will happen. We came back to Dublin before Christmas, witnessed the highest infection rate in the world in the first week of January on our doorstep and are back in lockdown once again.

Thankfully there is light at the end of the tunnel and the vaccine is being rolled out. The reality is we will become new parents in the next couple of weeks and our new baby will not be able to meet any of their grandparents in person for a number of months. We missed a family Christmas but my Mum's words of 'Why don't we all just stay at home this year as I'd prefer to see everyone next Christmas' has stayed with me.

Mel Maclaine, 24.01.2021

Mel Maclaine

Web: thephotoproject.ie