Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Über einige Wochen hinweg saß ich meinem Heimatdorf fest, bevor ich an meinen Hauptwohnsitz in der Hauptstadt zurückkehren durfte. Dort besuchte ich zuerst das Zentrum von Pristina, wir nennen es "sheshi". Das im „normalen Leben“ so bevölkerte Viertel war zu einem sehr beängstigenden, leeren Ort geworden. Für mich war das einer der schrecklichsten Momente in den 30 Jahren, die ich als Fotograf und Einwohner in Pristina lebe. Ich habe in dieser Stadt alle Demonstrationen, Paraden, friedlichen Märsche, Jahrmärkte und das alltägliche Leben miterlebt und fotografisch festgehalten. Vor einigen Jahren konnte ich diese Fotografien ausstellen. Damals, als wir bei den Demonstrationen der Polizei von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, wussten wir FotografInnen, dass sowohl von der Polizei als auch den DemonstrantInnen eine gewisse Gefahr ausging. Heute ist das anders: Die Gefahr – das Virus – ist unsichtbar, das bereitet mir großes Unbehagen. Als ich einen Spaziergang zu meinen Lieblings-Cafés und -Bars unternahm, empfingen mich dort verschlossene Türen, umgestürzte Stühle, verlassene Tassen und Gläser – es ist ein Anblick der mich traurig macht, der mich verzweifelt und fremd in meiner eigenen Stadt zurücklässt.

Some weeks I didn’t get out of my village, and back in the capital, where I usually live, I went to the center, what we call “sheshi”, it was very worrisome, empty place where in “normal life” there are so many people. Maybe the most terrible moment for all the 30 years of my work as photograph and as citizen of Pristina. I followed all the demonstrations, parades, peaceful marches, fairs, daily life, on that place and I did some years ago an exhibition of my pictures taken on this location. During our face-to-face with police, during demonstrations, we knew that we could be hit by police or demonstrators but in this case the virus was invisible, and that gave me goosebumps. I did a tour at the different coffees and bar I like, where there was in the life before “pandemia” such a great atmosphere, all those closed doors, overturned chairs, abandoned cups and glasses inside, made me feel sad, desperate, stranger in my own town.

Hazir Reka, 03.05.2020

Hazir Reka