Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.
A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.
3 …, 2 …, 1 …, jetzt!
Als meine Urgroßeltern 1921 aus dem Zentrum Oslos in die 13 Kilometer entferne kleine Stadt Kolbotn zogen, waren drei Jahre vergangen, seit die spanische Grippe Norwegen heimgesucht hatte. 1918 war meine Großmutter zwei Jahre alt. Heute, gut 100 Jahre später, sind drei Jahre vergangen, seit mein Partner und ich in dasselbe Haus in der heute wesentlich urbaner geprägten Kleinstadt gezogen sind. Unsere Tochter ist jetzt zwei Jahre alt.
Diese scheinbar zufällige Übereinstimmung der Zahlen hat dazu geführt, dass ich mich meiner Urgroßmutter sehr nahe fühle. Wie hat sie als Mutter die letzte Pandemie erlebt? Welche Maßnahmen wurden zu ihrer Zeit ergriffen? Wie hat dies ihren Alltag beeinflusst?
In den letzten Monaten war unser Haus eine sichere Zuflucht für mich. Wegen meiner aktuellen Schwangerschaft haben wir zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Unser Alltag war geprägt von klaustrophobischen Einschränkungen: Gehe in keinen Laden! Triff auch nahe Familienangehörige nur im Freien und mit zwei Metern Entfernung! Unterlasse Umarmungen! Tu alles, um das kleine Wesen in Deinem Bauch zu schützen! Infiziere niemand anderen!
Die Tage gleiten ineinander und werden langsam zu Wochen. Seit Wochen besucht meine Tochter den Kindergarten nicht. Für eine Zweijährige muss sich dieser Zeitraum wie Jahre anfühlen. Was ist in dieser Zeit verloren gegangen? Kann dieser Zeit etwas Positives abgewonnen werden?
3, 2, 1, Now.
When the Spanish flu hit Norway in 1918 it was three years since my great grandparents moved from central parts of Oslo, to a small town just outside the city, Kolbotn. My grandmother was two at the time. Today, a little more than 100 years later, it’s been three years since my partner and I moved into the same house in the now considerably more suburban area. Our daughter is now two.
The randomness of these numbers has made me feel very close to my great grandmother. How did she as a mother experience the last pandemic? What measures were made in their time? How did it influence their everyday life?
Our house has been my safe escape the last few months. Because of my pregnancy we have been making extra precautions. Claustrophobic restrictions have characterized our day to day life. Do not go to the store. Meet close family only outside on two meters distance. No hugging. Do anything to protect the little one in the belly. Do not infect anyone else. The days slide into each other and slowly turn to weeks. For weeks my daughter has been away from kindergarten. It must feel like years for a two-year old. What has been lost in this? What can be found?
Anne-Stine Johnsbråten - May 2020
Anne-Stine Johnsbråten
Web: annestinefoto.no