Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Am 12. März trat in Norwegen der Lockdown in Kraft. Ich könnte ein Buch schreiben darüber, wie schwierig und frustrierend ich das fand, doch das würde nichts an der Tatsache ändern, dass ich als Norwegerin noch zu den Glücklicheren zähle. Abgesehen von den zunehmenden Sorgen, die man als Freiberuflerin hat, fühle ich mich sehr sicher. In diesem Frühling nutzte ich die Zeit dazu, über meine Privilegien und auch darüber nachzudenken, wie ich meine Kraft sinnvoller und besser einsetzen kann, sowohl als Mensch als auch als Dokumentarfotografin.

Wie viele Norweger*innen habe ich die Natur als sehr hilfreich empfunden, um während des Lockdowns geistig gesund zu bleiben. Ich wohne 30 Minuten mit dem Bus von Oslos Stadtzentrum entfernt und habe es nur 100 Schritte von meiner Haustür bis zu einem riesigen Wald. Weil ich einen Hund habe, musste ich für mindestens drei Spaziergänge täglich mit ihm nach draußen. Dazu nahm ich meine leichteste Kamera mit, und ohne besonderen Plan gelang es mir fast jeden Tag, ein paar Fotos zu machen. Diese tägliche Übung ließ mich selbst die vertrautesten Szenen in einem neuen Licht sehen. Sie gab mir die Gelegenheit dazu, darüber nachzudenken, was wir besitzen, was wir teilen sollten. Denn alles beginnt dort wo Du bist, mit Deinen eigenen Gedanken.

Ich hoffe, dass sich genügend Menschen die nötige Zeit nehmen, um sich weiterzubilden und sich infolgedessen anstrengen, an den vielen Themen mitzuarbeiten, die die ganze Welt noch vor Herausforderungen stellen. Dieser Virus beeinflusst unser Leben in vielerlei Hinsicht. Ich hoffe, dass wir am anderen Ende vernünftiger und gütiger daraus hervorgehen, mit der Motivation, eine bessere, sicherere Welt zu schaffen – für uns alle.

Norway went into lockdown on the 12th of March. I could write a book about how difficult and frustrating I found it, but that doesn’t change the fact that as a Norwegian, I am one of the lucky ones. Except for the heightened worries of being a freelancer, I feel very safe. This spring has made me take extra time to reflect more deeply on my privileges and how I can better be a force of good, both as a human being and as a documentary photographer.

As for many Norwegians, nature turned out to play a fundamental role in keeping me sane during the lockdown. I live 30 mins from downtown Oslo by bus, and now have the vast forest 100 steps from my door. Having a dog meant that I had to go for at least three walks, every day. I brought my lightest camera with me, and without a particular plan, I managed to take a few pictures almost every day. This daily exercise made me see even the most familiar scenes in a new light. It made me think about what we have, what we need to share. How everything starts where you are, with your own thoughts.

My hope is that enough people will take the necessary time off to educate themselves and as a result, make an effort to get involved in addressing the many things that still need to be challenged throughout the world. This virus has defined our lives in many ways. I hope we come out the other end wiser and kinder, with the motivation to build a better, safer world - for everyone.



Mirjam Stenevik, 10.05.20

Mirjam Stenevik

Web: mirjamstenevik.com