Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Am meisten hat mich zu Beginn der Pandemie beeindruckt, wie leicht es war und wie schnell es ging, allen Menschen eine Ausgangssperre aufzuerlegen. Noch bevor die Regierung die ersten restriktiven Maßnahmen durchzusetzen begann, hielt sich bereits Anfang März der größte Teil der Bevölkerung überwiegend in seinen Häusern auf. Ehrlich gesagt war das die größte Überraschung für mich, denn ich hätte nie gedacht, dass die Portugiesen fähig sind, sich intuitiv auf diese Weise zu koordinieren. Vielleicht hatte sowieso jeder eine Pause nötig, und so versuchte man sich zu sagen: "Hey, wir können nach Hause gehen und unsere Arbeit von zu Hause aus erledigen, wir müssen nicht jeden Tag unzählige Stunden im Stau verbringen."

Der März war definitiv der Monat, in dem sich die Einstellung der Portugiesen gravierend verändert hat. Noch bin ich mir nicht sicher, ob sie sich zum Guten oder zum Schlechten gewendet hat, das wird die Zeit uns zeigen. Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich für etwa sechs Wochen die ganze Stadt nur für mich allein hatte. Plötzlich waren die üblichen Scharen von Touristen weg, und am Himmel waren keine Flugzeuge mehr zu sehen. Es herrschte Frieden, es herrschte Stille, und ich bekam endlich die Chance, meine eigene Stadt richtig zu betrachten – ich kann mich nicht erinnern, das jemals zuvor getan zu haben.

Welche Tragödien zeichnen sich am Horizont ab? Niemand weiß es, aber wir alle werden es bald am eigenen Leib erfahren. Diese Bilder jedenfalls sind nur eine kleine Momentaufnahme der ruhigen, friedlichen ersten Tage der Pandemie. Es erscheint mir, als seien sie aus dem Auge eines Tornados aufgenommen worden, von dort aus, wo alles absolut friedlich ist. Und nun warten wir alle darauf zu sehen, was passiert, wenn sich das Auge des Sturms in eine andere Gegend verlagert.

The thing that struck me most in the beginning of this pandemic was how fast and easily everyone got into confinement. All of the sudden, in the beginning of March, the majority of the country had moved indoors before the first restrictive measures had even been enforced by the government. Honestly, for me, that was the biggest surprise, I never believed the Portuguese were capable of such intuitive coordination. Maybe everyone was needing a break anyway, maybe everyone was trying to say ‘hey, we can go home and still do our jobs from home, we don’t need to spend countless hours stuck in traffic everyday'.

March was definitely the month a paradigm shift in mentalities occurred in Portugal. I’m not sure if was for the best or for the worse, only time will tell. The only thing I know is for approximately 6 weeks I had the entire city just for myself. All of the sudden the flocks of tourists were gone, there were no planes on the sky. There was peace, there was silence, and I could finally get the chance to see my own city, something that I don’t remember ever doing.

What tragedies loom ahead in the horizon? No one knows, but we all soon find out in the flesh. Anyway, these pictures are just a small record of the calm, peaceful early days of the pandemic. I look at them as if they were shot from within the eye of the tornado, when everything was absolutely peaceful. Now we are all waiting to see when the eye of the storm moves away to other another latitude.

Pedro Guimarães, 18.08.2020

Pedro Guimarães

Web: pedroguimaraes.net