Ein europäisches Fotoprojekt zur Coronakrise - 52 Fotografen/innen aus 48 Ländern zeigen Fotos aus allen europäischen Hauptstädten.

A European photo project on the Corona crisis - 52 photographers from 48 countries show photos from all European capitals.

 

Ich fühle mich der Stadt, in der ich lebe, sehr verbunden. Am liebsten spaziere ich durch die an das Stadtzentrum angrenzenden Stadtviertel – hier offenbart sich eine erstaunliche Stadtlandschaft, die geprägt ist von der architektonischen Vielfalt der alten Gebäude.

Es ist diese einzigartige Charakteristik der Stadt, die ich an Bukarest am meisten liebe. Während ich durch die Straßen schlendere, gehe ich oft mehr als zehn Kilometer am Tag: Dabei entdecke ich versteckte Ecken der Stadt, fotografiere und dokumentiere sie und leiste damit meinen persönlichen Beitrag, der Stadt ein Andenken zu bewahren.

Der durch die Pandemie ausgelöste Ausnahmezustand beeinflusste all meine Tätigkeiten; rund um den Globus sehen wir ähnliche Auswirkungen. Die Isolation löste einen Denkprozess bei mir aus, ich begann alles neu zu überdenken. Am meisten beeindruckte mich, dass mir die Pandemie eine leere Stadt präsentierte, ausgestorbene Straßen, keine Menschen weit und breit. So etwas hätte ich mir niemals vorstellen können. Diese beklemmenden Eindrücke machten es mir schwerer, draußen auf der Straße zu sein als zu Hause. Ich stellte fest, dass eine Stadt ohne Menschen nicht möglich ist.

Ich spüre, dass es meine Pflicht als Fotograf ist, die Realität um mich herum in diesen Zeiten zu dokumentieren. Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation, die unser Leben von nun an mitbestimmen wird. Es ist wichtig, wenn nicht gar unerlässlich, zu verstehen versuchen und zu lernen, was gerade mit uns geschieht.

Die rumänischen Behörden haben beschlossen, die Social-Distancing-Maßnahmen ab dem 15. Mai zu lockern. Doch es wird deutlich, dass unser Leben völlig anders verlaufen wird als vor der Pandemiekrise. Manch alltägliche Szenen, die uns vor zwei Monaten noch belanglos erschienen, werden sich so schnell nicht wiederholen.

Wir müssen mit der Hoffnung in die Zukunft blicken, dass wir diese Situation hinter uns lassen werden. Um das zu erreichen, müssen wir Lehren aus diesen Erfahrungen ziehen und sie nutzen, um in Zukunft stärkere, besser vorbereitete Menschen zu sein.

I am very attached to the city I live in. The thing I love doing most is walk through the city center neighborhoods - there is an amazing urban landscape given by the architectural variety of the old houses.

This is a unique characteristic of the city and is the thing I love most about Bucharest. Wandering the streets, I often walk more than 10 kilometers a day: discovering hidden corners of the city, photographing, and documenting what comes to be my attempt to preserve the city's memory.

The emergency-state set up due to the pandemic has altered all my activities, as it did for the whole world. Isolation allowed me to reflect more and made me rethink everything. But the most important, it revealed me an empty city, a city with no people on the streets, something I've never imagined I would see. For this reason, in this period, it was more difficult for me to be outside, on the streets, than inside my home. I realised that a city without people is not possible.

I feel that, as a photographer, I have the duty to document the reality around me during these times. We find ourselves in an extraordinary situation that will define our lives from now on. It's important if not essential to try to understand and learn what's happening to us.

The Romanian authorities have decided to loosen up the physical distancing measures after May 15. It's becoming clear that our lives will run completely different from how they run before the pandemic crisis. Everyday scenes that seemed trivial two months ago will rarely happen soon.

We must move forward with the hope that we'll overcome this situation. For that to happen, we must take the learnings from this experience and use them to build us into more strong, better-prepared humans for the future.

Alberto Groșescu, 01.07.2020

Alberto Groșescu

Web: albertogrosescu.com